Geographieuntericht in Deutschland und Polen

Anlässlich der Einweihung der Büste des Geographen und Geologen Ferdinand Freiherr von Richthofen(1833-1905) in seinem Geburtsort Carlsruhe (Schlesien), heute polnisch Pokój, fand am 8. Juni 2012 dort eine Lehrerfortbildungsveranstaltung mit Lehrern/innen aus Deutschland und Polen statt. Sie erbrachte als Ergebnis die „Erklärung von Pokój / Carlsruhe zum Geographieunterricht in Polen und Deutschland“, die den Verantwortlichen für Kultus und Schule in beiden Ländern übergeben wurde. Folgen für Schule und Unterricht wurden im Laufe der Zeit leider nicht erkennbar.

8. Juni 2012
„Erklärung von Pokój / Carlsruhe zum Geographieunterricht in Polen und Deutschland“

Am 8. Juni 2012 haben sich im Rahmen des „9. Weberfestivals der Musik für den Park und die Gartendenkmäler“ in Pokój (Carlsruhe, Schlesien, Polen) anlässlich der Einweihung der Gedenkbüste für den in Carlsruhe am 8. Mai 1833 geborenen Mitbegründer der modernen Geographie als Wissenschaft  Ferdinand Freiherr von Richthofen polnische und deutsche Lehrerinnen und Lehrer des Schulfaches Geographie zu einer Fortbildung  über „Geographieunterricht in Polen und Deutschland“ zusammen gefunden.

In Referaten wurden die Anteile des Unterrichts über das jeweils andere Land im Fach Geographie untersucht.

Inhalte über das jeweils andere Land werden im Geographieunterricht aufgrund der Referate nach Ansicht der Teilnehmer/innen in beiden Ländern eher marginal und nur punktuell in einem bestimmten Schuljahr unterrichtet. Polnische bzw. deutsche regionale Beispiele werden als Grundlage für kompetenzorientierte Schüleraufgaben nur selten herangezogen.  

Obwohl Polen und Deutschland mit ihrer schwierigen gemeinsamen Geschichte in Mitteleuropa eng miteinander verwoben sind, erfahren so die Schüler/innen in beiden Ländern in dem dafür besonders zuständigen Schulfach Geographie nur randlich von den geographischen Verhältnissen im jeweiligen europäischen Nachbarland, seien es  Topographie, Geologie und Meteorologie oder Wirtschaft, Siedlung und Kulturgeschichte.

Die Teilnehmer/innen der Carlsruher Fortbildungsveranstaltung erkennen
darin die Gefahr, dass durch weitgehende Kenntnisdefizite eigentlich längst
der Vergangenheit zugehörige Vorurteile über den jeweiligen Nachbarn nicht
weiter abgebaut werden.

Die Teilnehmer/innen der Tagung appellieren daher an die Verantwortlichen in beiden Ländern in der Kultuspolitik, an die Lehrplanersteller, die Schulbuchverlage und die Autoren ihrer Geographie-Schulbücher, aber auch an den einzelnen Geographielehrer, darauf zu achten, dass Deutschland und Polen mit regionalen Beispielen entsprechend ihrer gegenseitigen Bedeutung als in der EU verbundene, freundschaftlich zugewandte Nachbarstaaten stärker als bisher und kontinuierlich im Geographieunterricht des jeweils anderen Landes vertreten sind. Insbesondere erscheint es uns wichtig, dass auch Kenntnisse über die seit den deutsch-polnischen Verträgen 1990/91 neue Wertschätzung und Pflege der deutschen Tradition und Sprache in der multikulturellen Region Schlesien bei aller Achtung der heutigen territorialen Gegebenheiten vermittelt werden.     

Die geographische Kenntnis vom jeweiligen Nachbarn Polen oder Deutschland kann entscheidend dazu beitragen, dass durch Kenntnisse der physischgeographischen, sozialökonomischen und ökologischen Fakten Vorurteile gegenüber dem anderen weiter abgebaut und im Sinne eines friedvollen europäischen Miteinanders und gegenseitigen Verstehens Verständnis für die Menschen im anderen Land verstärkt aufgebaut und gefestigt werden.

Pokój / Carlsruhe (Schlesien, Polen) am 8. Juni 2012

Büste von Ferdinand Freiherr von Richthofen in seinem Geburtsort Carlsruhe/Pokój (Schlesien/Polen).
Einweihung am 8. Juni 2012

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